Cannabisöl: Deutschland führt Importe und Exporte an

by Moritz Förster

2019 verzeichnete Deutschland in der EU sowohl die meisten Importe von Cannabisölen als auch die meisten Exporte – und das mit nicht geringem Vorsprung. Wie es sich zeigt, konsumieren Deutsche Cannabisprodukte in großen Mengen, produzieren aber auch entsprechend.

Von Sarah Friedman

EU-weit ist der Cannabismarkt groß, die Zahl der Konsumenten wächst. In der EU wird mehr produziert als konsumiert. In einigen Gebieten ist Cannabis in keiner Form und unter keinem Umstand legalisiert, weder medizinisch noch anderweitig. Perspektivisch könnte sich dadurch die Möglichkeit geben, weiter zu expandieren. Schließlich werden die Gesetze in den nächsten Jahren in ganz Europa vermutlich gelockert.

Im Moment haben einige europäische Länder wie die Slowakei, Schweden und Dänemark noch ziemlich rigide Cannabisgesetze, im Gegensatz zu Ländern wie Spanien, Italien und Portugal. 2019 war Deutschland der größte Importeur von Cannabisölen aus den EU-Mitgliedsstaaten und gleichzeitig der größte Exporteur von Cannabisölen in andere Länder.

Allerdings kann in Sachen Cannabisölimporten kein anderes Land der USA auch nur annähernd das Wasser reichen. Laut worldstopexports importierten die USA 2019 Cannabisöl im Wert von 893 Millionen Dollar, gefolgt von Deutschland mit Importen im Wert von 240 Millionen Dollar. Der dritte Platz geht an Südkorea, das sein medizinisches Programm erst 2018 eingeführt hat, aber bereits 2019 Cannabisöl im Wert von 207 Millionen Dollar für importiert hat. Das nächste europäische Land ist Frankreich mit Cannabisölimporten im Wert von 152 Millionen Dollar, fast 100 Millionen Dollar hinter Deutschland.

Demselben Bericht zufolge beliefen sich die internationalen Ausgaben für Cannabisöl im Jahr 2019 auf insgesamt 3,1 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 38,6 Prozent seit 2015 entspricht. Obwohl die USA den Spitzenplatz bei den Einfuhren aus einem einzigen Land einnehmen, beläuft sich das Gesamtvolumen der Europäischen Union auf 1,1 Milliarden Dollar, was 35,9 Prozent des Gesamtvolumens entspricht. Die EU stellt damit auch die USA mit einem Marktanteil von 28,7 Prozent in den Schatten. Deutschland seinerseits hatte im vergangenen Jahr einen Anteil von 7,8 Prozent am Cannabisöl-Importmarkt.

Cannabisölexporte 2019

Bei den Cannabisölexporten für das Jahr 2019 sieht die Sache anders aus. Deutschland führt die EU an und steht mit Exporten im Wert von circa 230 Millionen US-Dollar oder 8 Prozent des exportierten Cannabisöls in diesem Jahr an vierter Stelle. China für die Liste der Exporte großem Abstand an. Es exportierte 2019 Cannabisöl im Wert von knapp einer Milliarde US-Dollar, 33,4 Prozent aller Exporte 2019. Es folgt Indien mit Exporten von rund 320 Millionen Dollar, gefolgt von den USA, die mit 309,7 Millionen Dollar 10,7 Prozent der gesamten Cannabisöle exportierten. Deutschland liegt 2019 vor Spanien, das nächste EU-Land auf der Liste, mit einem Umsatz von 40 Millionen Dollar. Insgesamt wurde 2019 weltweit Cannabisöl 2019 in Höhe von 2,9 Milliarden Dollar exportiert, ein Plus von 23,3 Prozent seit 2015.

Wer exportiert wirklich am meisten?

Zur Erinnerung: Die Analysen von Importen und Exporten beziehen sich nur auf Cannabisöl, auf keine anderweitigen Cannabis-Produkte und auch nur auf den legalen Markt. Wer exportiert wirklich am meisten? Die legalen Märkte sind nur ein Teil, ein Großteil des Cannabis-Geschäfts spielt sich unter der Hand ab. Tatsächlich sind es die Größe und der Umfang dieses Schwarzmarktes, die seinem legalen Gegenstück Hoffnung machen. In dem Maße, in dem die Legalisierung in der Freizeit immer konkreter wird, wird der aktuell illegale Schwarzmarktes einen großen Teil des gesamten legalen Cannabismarktes ausmachen. Aktuell wird der größte Teil der legalen Importe und Exporte ausschließlich für medizinisches Cannabis durchgeführt.

Betrachtet man alle Exporte von Cannabis, ganz gleich ob legal oder nicht, ist Marokko der führende Anbieter für Europa und der führende Exporteur in der Welt, stellt sogar China sogar in den Schatten. Der illegale Cannabis-Exportmarkt Marokkos hat einen Wert von ungefähr 8,8 Milliarden Dollar. Zugegeben sollte ein illegaler Markt nicht mit einem legalen Markt verglichen werden, da er im Wesentlichen Äpfel mit Birnen vergleicht, zeigt sich doch, wie viel diese Industrie wert ist und wie viel man verdienen kann. Vorausgesetzt es gelingt, die Geschäfte in einen legalen Markt zu überführen.

Cannabis in Deutschland

Als führender Cannabisimporteur und -exporteur der EU impliziert dies, dass Deutschland die Cannabisproduktion erlaubt und dass es auch Cannabiskonsum irgendeiner Art zulässt. Lassen Sie uns einen genaueren Blick darauf werfen:

Nach dem deutschen Betäubungsmittelgesetz ist der Besitz von Cannabis illegal und wird mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe geahndet. Auf der anderen Seite wird der Konsum von Cannabis nicht als Straftatbestand genannt, und deshalb kommen Personen, die beim Konsum kleinerer Mengen erwischt werden, in der Regel in ein eigenes Programm, nicht ins Gefängnis. Im Gegensatz zu anderen Ländern bestimmt Deutschland diese “kleine Menge” anhand der Menge von THC und nicht nur anhand der Menge der Drogen.

Auch innerhalb Deutschlands wird eine”kleine Menge” unterschiedlich definiert und kann zwischen sechs und 15 Gramm betragen. Sowohl der Anbau als auch die Abgabe von Cannabis sind für Privatpersonen illegal. Bei Beschaffungskriminalität kann ein Straftäter je nach Schwere der Straftat und je nach mildernden Umständen, wie zum Beispiel der Anwesenheit oder Lieferung von Minderjährigen, der Menge des Cannabis, ob Waffen vorhanden waren, und anderen Faktoren zwischen einem und 15 Jahren bestraft werden.

Cannabis in Deutschland als Wirtschaftszweig

2019 legalisierte Deutschland die Produktion und den Export von Cannabis und Cannabisprodukten für den medizinischen Gebrauch. Anfang 2019 reichten 79 Unternehmen Anträge für den Anbau von medizinischem Cannabis ein. Strukturiert ist der Cannabisanbau in Deutschland wie folgt:

  • Dem Bundesgesundheitsministerium untersteht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfarM), das die Zulassung und das Verfahren zum Anbau von Cannabis in Deutschland regelt.
  • Cannabis wird im Auftrag der Cannabis-Agentur angebaut, die als Teil des BfarM arbeitet.
  • Cannabis muss nach den Richtlinien der “Guten Herstellungspraxis” (EU GMP) und in Übereinstimmung mit allen anderen relevanten Richtlinien angebaut werden.
  • Private Unternehmen werden den Anbau nach Erhalt eines Vertrags und einer Lizenz durchführen.
  • Die Cannabis-Agentur wird Cannabis von den genannten Privatunternehmen in Übereinstimmung mit dem Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel der Vereinten Nationen von 1961 kaufen und den Verkaufspreis des Herstellers festlegen.

Damit ein Unternehmen nach Deutschland exportieren kann, muss es die folgenden Bedingungen erfüllen:

  • Cannabis kann von Ländern importiert werden, die medizinisches Cannabis unter staatlicher Kontrolle anbauen, in denen eine garantierte pharmazeutische Qualität besteht und in denen das Produkt den gesetzlichen Anforderungen des UN-Einheitsabkommens über Betäubungsmittel von 1961 entspricht.
  • Gemäß EU-Verordnung dürfen Produkte, die nach Deutschland importiert werden, nicht mehr als 0,2 Prozent THC enthalten.
  • Unternehmen, die Cannabis nach Deutschland importieren wollen, können sich an das BfarM wenden, das sicherstellt, dass das Land, aus dem das Unternehmen kommt, die UN-Konvention einhält.
  • Das exportierende Unternehmen ist verpflichtet, alle EU-GMP-Anforderungen (Good Manufacturing Practices) einzuhalten.
  • Exporteure müssen die für ihren Standort richtige Ausfuhrgenehmigung einholen.
  • Die Exporteure müssen die deutschen Bestimmungen über die Bestrahlung von cannabishaltigen Produkten genauso einhalten wie bei Arzneimitteln. Unternehmen müssen die korrekte Genehmigung für die Behandlung von Produkten mit radioaktiven oder ionisierenden Strahlen besitzen.

Das ist eine Menge medizinisches Cannabis

Deutschland hat seit 2017 ein medizinisches Programm. Auch wenn die Legalisierung noch nicht lange her ist, ist Deutschland an die Spitze des EU-Marktes für den Verkauf von Cannabisöl aufgestiegen. Gerade die Tatsache, dass es keinen Im- oder Export für den Freizeitgebrauch gibt, verdeutlicht die Stärke des medizinischen Programms. Laut BfarM importierte Deutschland 2019 etwa 6.700 Kilogramm Cannabisblüten, von denen der größte Teil direkt in die Apotheken ging. Im Jahr 2018 wurde mit etwa drei Tonnen ungefähr halb so viel importiert.

Fazit: Deutschland ist der größte EU-Markt für medizinisches Cannabis und wächst rasant. Angesichts der Tatsache, dass private Unternehmen die Lieferkette innerhalb des Landes anbieten, wird es interessant sein zu sehen, wo Deutschland in den kommenden Jahren hinsichtlich seiner Cannabisimporte und -exporte zurückfällt.

Hinweis: Dieser Text entstammt einer Kooperation mit CBD Testers mit dem wöchentlichen Medical Cannabis Weekly Newsletter.

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