Cannabis-Legalisierung: Individuelle Freiheit vs. Gefährdungspotenzial

by Moritz Förster

„Sollte die langfristige wissenschaftliche Evidenz aus Ländern wie Kanada zeigen, dass die Legalisierung keine negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft hat, werden wir unsere Position selbstverständlich prüfen“, das schrieb Simone Borchardt auf Abgeordnetenwatch. Doch mit einer solchen Prüfung müsste sie viele andere Dinge verbieten, die Milliarden Menschen weltweit den Alltag versüßen.

„Keine negativen Auswirkungen“? In den Folgen von Alkoholkonsum sterben in Deutschland jährlich 40.000 Menschen. Im Bergtourismus verunglücken jährlich einige Bundesbürger. Selbst beim Baden gibt es jedes Jahr Tote. Deutschland zählt Jahr für Jahr einige tausend Verkehrstote. Trotzdem darf man auf vielen Autobahnen hierzulande so schnell fahren wie man will. Nach einer solchen Logik, die gänzliches Gefährdungspotenzial ausschließt, dürften wir also ein sehr langweiliges Leben führen – zumindest, wenn wir uns als brave Bundesbürger an dieses hypothetische Recht und Gesetz halten würden.

Und selbst die komplett Gesetzestreuen könnten gefährlich leben: Schließen wir uns zuhause ein, droht Bewegungsmangel und Adipositas. Nicht, dass wir uns aus lauter Langeweile noch mit Süßigkeiten vollstopfen. Adipositas soll in Deutschland jährlich einen volkswirtschaftlichen Schaden von etwa 100 Milliarden Euro verursachen. 16 Milliarden Euro könnten laut einer Studie durch eine recht einfach umzusetzende Zuckersteuer eingespart werden. Könnten.

Der Genuss von Cannabis ist nicht komplett ungefährlich. Aber: Offizielle Tote in Folge von Cannabis-Konsum in Deutschland? Fehlanzeige. Und anders als etwa im Verkehr, gefährden Konsument:innen vor allem sich selbst. Zumindest so lange sie nicht in Anwesenheit von Kindern und Jugendlichen konsumieren und auf eine sichere Aufbewahrung achten. Für ein Land, das Freiheit postuliert, lässt sich die Cannabis-Verbotspolitik daher nicht rechtfertigen. Und in den kommenden Jahren wird es wichtig, dass Deutschland auf europäischer Ebene weiter voranschreitet. Denn nur mit diesem Zugpferd lassen sich die relevanten Verträge so anpassen, dass EU Mitgliedsstaaten zukünftig vollumfänglich legalisieren können. Wir brauchen daher dringend ein Umdenken beim Abwägen, was individuelle Freiheit bedeutet und ab wann Einschränkungen angebracht sind.

Disclaimer: Dieser Text ist inspiriert durch Alfredo Pascual.

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