Trotz des rasanten Marktwachstums und Rekord-Importen von über 70 Tonnen im Jahr 2024 bleiben größere Übernahmen und Finanzierungsrunden bislang aus. Johannes Gefken, M&A Berater bei Parklane Capital, geht davon aus, dass sich dies nach den Koalitionsverhandlungen ändern könnte – sieht aber auch einige Hürden.
Der erfahrene M&A-Experte, der unter anderem die Gesellschafter von Four 20 Pharma beim Einstieg von Curaleaf beraten hat, weist auf das stark begrenzte Käufer- und Investorenuniversum für europäische Cannabisunternehmen hin. „Bisher kamen als Käufer fast ausschließlich börsennotierte Cannabis-Konzerne aus den USA und Kanada infrage. Da die Börsenbewertungen dieser Unternehmen stark unter Druck geraten sind, fehlen aktuell schlichtweg die liquiden Mittel und der Zugang zu frischem Kapital für größere Akquisitionen in Europa.“ Ähnlich schätzt Gefken die Situation bei Wachstumsfinanzierungen ein. „Auch spezialisierte Cannabis-VCs haben Schwierigkeiten, frisches Kapital für neue Investments einzuwerben – ein direktes Resultat der angespannten Lage an den Kapitalmärkten.“
Dadurch ergibt sich eine paradoxe Situation: Obwohl der Markt seit Inkrafttreten des CanG stark wächst und viele der Unternehmen in Deutschland wirtschaftlich gut dastehen, sind aktuell kaum Käufer oder Investoren in der Lage aktiv zu werden.
Die Situation könnte sich allerdings verbessern, wenn klar wird, dass die neue Regierung keine grundlegende Reform des CanG plant. Denn Unsicherheit sei seines Erachtens ein großes Problem für M&A-Aktivitäten und Investments – auch wenn er selbst nicht glaubt, dass die neue Regierung Maßnahmen beschließt, die den medizinischen Cannabismarkt negativ beeinflussen werden. „Sobald wir Rechtssicherheit haben, wird die Cannabisindustrie in Deutschland auch für Investorengruppen attraktiver, die dem Markt bisher keine Beachtung geschenkt haben, z.B. Private Equity Investoren oder mittelständische Pharmaunternehmen.“
Dafür braucht es aber noch einiges an „Market Education“, wie Gefken es nennt. „Medizinisches Cannabis ist kein Schmuddelthema mehr, sondern ein professioneller, regulierter Markt, der mittlerweile eine relevante Größe erreicht hat und weiterhin hervorragende Wachstumsaussichten bietet. Sobald sich diese Erkenntnis bei Investoren durchsetzt, werden auch M&A Transaktionen und Finanzierungsrunden deutlich zunehmen.“
Gerade einer von der CDU / CSU angeführten Regierung gewinnt er in dem Fall Positives ab. „Wenn die neue Regierung trotz gegensätzlicher Aussagen im Wahlkampf den regulatorischen Rahmen bestätigt, wäre das ein starkes Signal für Investoren.“
Disclaimer: Redaktioneller Inhalt, keine Investmentempfehlung.