Das BfArM hat die Importmenge für Cannabis zu medizinischen und wissenschaftlichen Zwecken für das laufende Jahr auf 192,5 Tonnen hochgesetzt. Zusätzlich produzieren hierzulande Demecan, Tilray und Aurora. Alle drei Unternehmen hatten nach der Liberalisierung des heimischen Anbaus durch das Cannabis-Gesetz seit dem ersten April 2024 angekündigt, ihre Kapazitäten auszubauen. Im Vergleich zum Import spielt die heimische Produktion aber weiter eine untergeordnete Rolle. Mitte September meldete sich German Cannabis Standards zu Wort: Man habe von Investoren zehn Millionen Euro erhalten, um den Bau einer 21.000 Quadratmeter großen Cannabis-Produktionsanlagen in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt zu finanzieren. Bereits Ende des ersten Halbjahrs 2026 soll die Anlage fertiggestellt sein.
Die Herausforderungen sind groß. Wie viel der Importmengen tatsächlich über Apotheken an Patient:innen gelangen, ist unklar. Seit der Herausnahme aus dem Betäubungsmittelgesetz liegen dem BfArM dazu keine Angaben der Apotheken mehr vor. Kontinuierlich sinkende Preise deuten daraufhin, dass das Überangebot eher zunimmt, als dass Produktknappheit herrscht. Zugleich debattiert der Bundestag in dieser Woche über eine Anpassung des Medizinalcannabisgesetzes. Durch den vorliegenden Entwurf würde der Zugang zur Cannaibs-Therapie für Patient:innen deutlich erschwert. Im Frühjahr 2026 könnte ein Gesetzesentwurf verabschiedet werden. Dennoch haben insgesamt vier Unternehmen neben den drei bestehenden Anbaulizenzen in Deutschland beantragt. Eines davon: German Cannabis Standards, das sich bislang auf den unterirdischen Anbau spezialisiert hat. Dessen Geschäftsführer Nikolaos Katsaras blickt trotz des angespannten Marktumfeldes optimistisch auf den Start der eigenen Produktion, geplant im kommenden Jahr.
Bis zu 2,4 Tonnen getrocknete Blüten sollen laut Katsaras in der Produktonsstätte jährlich produziert werden. 2027 plant der Geschäftsführer die Kapazität auf etwa zehn Tonnen jährlich zu erweitern, mit der Option auf 18 Tonnen 2028. Mit Blick auf den aktuell als „Preiskampf“ titulierten deutschen Markt für Cannabisblüten verweist Katsaras auf die eigene Kalkulation. Durch eine „smarte Bauweise und Optimierung der Prozesse“ ist er zuversichtlich, auch in Deutschland „gewinnbringend Cannabis produzieren zu können“. Da Cannabis kein Betäubungsmittel mehr sei, sieht er „ganz neue Möglichkeiten, effizient und kostensparend zu bauen“. Er geht zusätzlich von vergleichsweise geringeren Transport- und Bürokratiekosten aus. Bei den Energiekosten verweist Katsaras auf mögliche Einsparungen durch Wärmerückgewinnung, einen Industriestrompreis oder die Nutzung von Solarenergie. Man sei auch im Austausch mit den Anbietern im kriselnden Solar-Valley in Bitterfeld-Wolfen.
Laut Katsaras seien die Anträge für Anbau- und Herstellungslizenz beim BfArM sowie die Herstellungserlaubnis beim Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt eingereicht. Mit dem Abschluss der baulichen Arbeiten, hofft er, dass dann „lediglich“ die abschließende Inspektion ausstehe.

