“Achtsame Verbraucher”

by Moritz Förster

Vor welchen Problemen stehen Apotheken in den USA? Worauf achten Patienten? Clint Younge von MMJ gibt Einblicke. Das Thema Sicherheit und Qualität genießt hierzulande sicherlich einen ähnlichen Stellenwert. In der Serie #krautinvest4ICBC interviewen wir Teilnehmer und Aussteller der ICBC Berlin.

Clint, MMJ ist nicht nur eine medizinische Marihuana-Apotheke, sondern auch eine Cannabis-Klinik. Wie sehen eure Kliniken aus?

Unsere Kliniken sind alle Designer-Kliniken. Jeder hat ihr ganz eigenes Ambiente. Vor Ort treffen Patienten auf klassische Mediziner. Wer seine Lizenz vorzeigt, Cannabis medizinisch konsumieren zu dürfen, wird von ihnen vor Ort begleitet. Patienten können ganz legal zwischen 25-40 Cannabisblüten wählen. Wir haben 25 bis 50 Extrakte und bis zu 60 verschiedene Lebensmittel im Angebot. Es gibt Badebomben, viele nicht psychoaktive Produkte mit CBD und wir haben sogar einige Produkte für Tiere. Wir erfüllen alle Bedürfnisse rund um jedes erdenkliche Cannabis-Erlebniss.

Einer der Vorbehalte gegenüber der Cannabis-Medizin ist der Mangel an empirischen Studien und somit der Mangel an fundierten Erkenntnissen. Was denkst du darüber?

Natürlich ist der Weg durch Versuch und Irrtum geprägt. Es gibt einige Studien zu bestimmten Krankheiten, bei denen Cannabis erfolgreich wirk. Ich denke aber, dass wir noch noch einen langen Weg vor uns haben, bis wir wirklich verstehen, was Cannabis alles kann und wie viele Menschen davon profitieren können. Ärzte werden in naher Zukunft einige erstaunliche Dinge enthüllen.

Stichwort Ärzte. In Deutschland ein strittiges Thema: Es heißt, Ärzte und Apotheker sind nicht in Sachen Cannabis ausgebildet. Information ist dringend erforderlich. Wie garantierst du die Kompetenz eures Teams?

Ich habe das gesamte Personal durch ein Cannabis-Trainingsprogramm beim Trichrom-Institut laufen lassen. Unser CFO und Vorsitzender Shawn Dang führte die ganze Sache durch. Max Montrose bietet dort einen Kurs für Verkäufer an, die verantwortlich mit Cannabis umgehen wollen. Der Kurs wird von der Polizei und der Gesundheitsbehörde anerkannt. Ein Grund, warum ich als Geschäftsführer entschied, nach Colorado zu gehen, war, dass Kanadas diese Qualitätskriterien nicht bietet. Max hat unser ganzes Team hervorragend ausgebildet. Und Shawn hat enorm viel Arbeit darein gesteckt, damit das ganze funktioniert hat.

Und wie entwickeln sich die Geschäfte? Nimmt das Interessen der Patienten an Cannabis als Medizin zu? Und dadurch schlussendlich auch der Umsatz?

Unser Szenario als Apotheke ist wohl einzigartig. In British Columbia sind wir reguliert, in Ontario nicht. Wir arbeiten aber darauf hin, dass uns dies in Ontario auch gelingt – auch wenn dies ein harter Weg ist. Was die Frage zur Einstellung der Leute gegenüber Cannabis angeht: Viele Menschen betrachten Cannabis als Medizin- oder Wellness-Produkt betrachten, ich schätze mal 60 Prozent. Aber selbst wenn zunehmend mehr Menschen Cannabis als Genussprodukt in ihrer Freizeit ansehen sollten: Unser Modell basiert auf achtsamen und behutsamen Verbrauchern. Schließlich möchten auch Menschen, die Cannabis in ihrer Freizeit konsumieren, wissen, was sie inhalieren oder essen. Es ist beeindruckend, wie viele Menschen heutzutage genau darüber Bescheid wissen möchten.

Gibt es denn bereits eine Knappheit an Cannabis?

Nicht in unserem Fall. Wir setzen MMAR-Züchter ein, so dass unsere Lieferkette ein wenig anders ist als der gesetzlich geregelte Markt. Aber wenn sich die Vorschriften ändern, werden sich unsere Lieferanten ändern, das ist versteht sich von alleine.

Und was sind deine Pläne in Europa? Mit was für einer Art von Geschäft möchten Sie in Kontakt treten?

Wir arbeiten mit jedem zusammen, dem wir helfen können, mit jeder Cannabis-Firma, die sozial engagiert und daran interessiert ist, nicht nur Geld mit Cannabis zu verdienen, sondern auch etwas gutes damit zu bewirken. Wir möchten auf ganz unterschiedliche Art und Weise kommunizieren.

Clint Younge ist Geschäftsführer von MMJ Canada. Er hat persönliche Erfahrung mit posttraumatischer Belastungsstörung und tritt für Cannabis als Medikament für die psychische Gesundheit ein. Er ist auch ein Mitgründer der LOST Organisation (Leben außerhalb von Leiden und Trauma), mit der er über 250.000 Dollar eingesammelt hat, um einen entsprechenden Beitrag zu leisten.

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