Zusammenschluss von Cannacare und Greenrise Global Brands: die Hintergründe im Interview mit Frank Otto und Hendrik Knopp

by Lisa Haag

Frank Otto zählt hierzulande zweifelsfrei zu den CBD-Pionieren, landete immerhin 2020 mit seinen Canobo-Produkten in Rossmann-Filialen und wurde von krautinvest.de zum Mr. CBD gekürt. Überhaupt ist der prominente CBD- und Medienunternehmer eine recht schillernde wie umtriebige Persönlichkeit. Nun verkündet der Cannacare-Macher, das sein Unternehmen mit Greenrise fusioniert. Damit dürfte auch auf Frank Otto eine neue Rolle warten: Konnte er bislang als Hauptgesellschafter in Eigenregie schalten und walten, wird er im Greenrise-Aufsichtsrate eine Stimme unter mehreren sein.

Im Zuge dieser Fusion übernimmt Greenrise, das sowohl im medizinischen Markt als auch im Lifestyle-CBD-Markt zu hause ist, nach eigenen Angaben schließlich 51 Prozent des Hamburger CBD-Produzenten Cannacare. Wir erinnern uns: Erst Anfang des Jahres hatte  Greenrise Global verkündet, dass seine Tochtergesellschaft AMP (Alternative Medical Products) und Eurox den Verkauf von Dronabinol in Deutschland beginnen.

Was ändert sich? Was bleibt?

Die Produkte der Marke Canobo sollen, so der Plan, künftig international erhältlich sein. Cannacare stärke zudem seine Position beim Einkauf von Rohstoffen. In Deutschland werde CannaCare mit der Greenrise-Vertriebstochter AMP zusammenarbeiten. Ab dem Anfang Mai werde AMP den Vertrieb der Canobo-Produkte für Apotheken übernehmen und optimieren. Das Management-Team von Cannacare werde auch nach dem Zusammenschluss weiterhin das CBD-Wellness-Geschäft leiten.

Wir haben bei Frank Otto und Hendrik Knopp, Director von Greenrise, zu den Hintergründen der Fusion befragt.

krautinvest.de: Frank, du hast Cannacare 2018 gegründet und aufgebaut. Wir nehmen an, viel Herzblut ist in dieses Unterfangen geflossen. Nun als Teil eines börsennotierten Konzerns wird sich sicherlich auch an deiner Rolle etwas ändern. Vom eigenverantwortlichen Hauptgesellschafter hin zur Konzernstrategie. Wie siehst du deine Rolle in dem neuen Konstrukt? 

Frank Otto: Zunächst darf ich sagen, dass wir uns bei Cannacare Health sehr freuen, nun Bestandteil der Greenrise Global Brand Inc.-Familie sein zu können. Zusammen mit Hendrik und seinem Team werden wir nun noch größere Schritte unternehmen können. Es war von Anfang unser Ziel mit Cannacare Health, entweder einen Börsengang direkt durchzuführen oder das Unternehmen in eine bestehende AG-Struktur zu integrieren. Ich bin überzeugt, dass wir mit unseren Plänen gemeinsam mit Greenrise sehr schnell nun die finanzielle Größe erreichen, die für die nächste Ausbaustufe der Gesellschaft notwendig ist. Übrigens bin ich erst 2019 bei Cannacare eingestiegen.

krautinvest.de: Hendrik, du bist einer der ersten gewesen, die in Deutschland auf federführender Position die Industrie gestaltet haben. Wie groß ist denn in Übersee die Erwartungshaltung, was den legalen deutschen Genussmittelmarkt angeht?

Hendrik Knopp: Es gibt hohe Erwartungen auf verschiedenen Ebenen. Auf der regulatorischen Ebene besteht die Erwartung, dass wir auch in Deutschland den einzig sinnvollen Weg der vollumfänglichen Legalisierung gehen, also eine Legalisierung von Seed to Sale. Und das so schnell wie möglich. Hier sind die Erwartungen an die aktuelle Regierung groß, ihr Versprechen auch wirklich umzusetzen. Es wurde bereits viel Geld in Europa investiert. Da besteht die Hoffnung der Finanzinvestoren und Cannabis-Aktionäre, dass sich Deutschland zu einem spannenden neuen und innovativen Markt entwickelt. Zusätzlich hat Deutschland die einmalige Möglichkeit, weiteres Investitionskapital ins Land zu holen. 

krautinvest.de: Hand aufs Herz: Wäre dieser Merger zustande gekommen, ohne dass die Bundesregierung angekündigt hätte, Cannabis als Genussmittel zu legalisieren?

Hendrik Knopp: Ein ganz klares Ja. Cannacare hat mit dem aktuellen Geschäftsmodell gezeigt, dass die nicht psychoaktiven Canobo-Produkte, wie zum Beispiel Muskel-Gel und CBD-Öl, bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Frank Otto und Michael Oplesch haben mit Canobo in Deutschland die stärkste Retail-Marke aufgebaut, die wir mit diesem Deal unbedingt unter unser Greenrise-Dach holen wollten. Die zukünftige Legalisierung von Konsum-Cannabis wird dem bestehenden Cannabis-Geschäft einen zusätzlichen Booster geben. 

krautinvest.de: Auf der Hand liegen Synergieeffekte beim Einkauf von Rohstoffen und beim Vertrieb der Canobo-Produkte. Wird Cannacare’s Rolle weiterhin stark mit der Marke Canobo im Zusammenhang stehen?

Frank Otto: Canobo ist die erfolgreichste CBD-Marke von Cannacare Health und im deutschen Drogeriemarkt. Sie bleibt natürlich schon von daher Schwerpunkt bei Cannacare. Aber neben Canobo bauen wir auch andere CBD-Marken auf. Beispielsweise unsere neueste CBD-Brand Vitalea, mit der wir aktuell bei Budni starten.

krautinvest.de: Die Cannabis-Industrie hat sich längst globalisiert. Woher werden zukünftig die Rohstoffe für Canobo-Produkte kommen? 

Frank Otto: Wir bleiben bei unserer Aussage: Unsere Produkte sind samt und sonders Made in Europe, die meisten sogar Made in Germany.

krautinvest.de: Welche Länder stehen noch im Fokus? Und: Wird es auch neue Produkte geben? 

Frank Otto: Wir ergänzen derzeit unser aus Ölen, Gels und Schlafsprays bestehendes Produkt-Portfolio um kosmetische Produkte. Des Weiteren sind wir an der Entwicklung einer neuen Liquid-Serie beteiligt. Perspektivisch wollen wir mit unseren Produkten auch im angrenzenden europäischen Ausland Fuß fassen.

krautinvest.de: Werden alle Arbeitnehmer:innen von CannaCare durch die Fusion mit Greenrise übernommen? Wächst das Unternehmen gar?

Frank Otto: Cannacare Health hat glücklicherweise – nach einem überschaubaren 2021 – ein sehr erfolgversprechendes 2022 vor sich. Daher benötigen wir, um all unsere Ziele erreichen zu können, weitere qualifizierte und motivierte Mitarbeiter:innen.

Hendrik Knopp: Greenrise Global Brand Inc. hat 51 Prozent an der CannaCare Health GmbH übernommen. Dadurch entstehen natürlich Synergien, die aber nicht zum Abbau von Ressourcen führen. Im Gegenteil: Wir werden unsere Position bei den Kunden, Lieferanten und Behörden stärken.

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