Wie geht es weiter mit der Produktion von medizinischem Cannabis in Deutschland? Das Medizinal-Cannabis-Gesetz (MedCanG) erlaubt, lizenzierten Produzenten nach eigenem unternehmerischen Ermessen medizinisches Cannabis zu produzieren und zu vertreiben. Auf eigene Rechnung wohlgemerkt, nicht im Auftrag des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Allerdings hatte das BfArM bereits im Dezember 2023 krautinvest.de bestätigt, dass die Anbauverpflichtungen der drei für das BfArM produzierenden Unternehmen erst Ende 2025 auslaufen. Wird medizinisches Cannabis bis dahin also zweigleisig in Deutschland produziert?
Auf Anfrage lässt das BfArM verlauten, dass es im Austausch mit den Vertragspartnern sei, wie das “gleichzeitige Bestehen der Verträge nach der alten Gesetzgebung und die Möglichkeiten der neuen Gesetzgebung bestmöglich in der bevorstehenden Übergangszeit gelöst wird.” Constantin von der Groeben, Mitgründer und Geschäftsführer von Demecan, zeigte sich auf der Cannabis Europa in London bereits optimistisch, zeitnah die Produktion hoch fahren zu können.
Jenseits der medizinischen Produktion erklärte von der Groeben auch “absolut” damit zu planen, Samen und Stecklinge für Konsumenten oder Clubs produzieren zu wollen. Die Frage, dass in Deutschland Produktionskosten zu hoch seien, könne er nicht nachvollziehen. Man könne auch in dem preissensitiven Marktumfeld mithalten, versicherte er. Neben Demecan produzieren auch Aurora und Aphria, inzwischen Teil von Tilray, aktuell noch im Auftrag des BfArM. Zusammen haben sie 2023 1.735 Kilogramm hergestellt. Wie viel davon an die Apotheken distribuiert wird, kommuniziert das BfArM nicht mehr. Im ersten Halbjahr 2023 waren 623 der bereitgestellten 947 Kilogramm auch an Apotheken abgegeben worden. Während Demencan ausschließlich in Deutschland produziert, verfügt Tilray unter anderem noch über eine Produktionsstätte in Portugal, Aurora beliefert den deutschen Markt auch von Kanada.
Man darf gespannt sein, ob die drei Unternehmen bis Ende 2025 weiter als Dienstleister das BfArM beliefern und parallel zeitnah Lizenzen für den Anbau und Vertrieb auf eigene Rechnung erhalten. Ebenso spannend ist die Frage, ob sich jenseits dessen weitere Produzenten in Deutschland lizenzieren lassen. Schließlich dürfte trotz der aktuellen Engpass-Debatte zumindest mittelfristig wieder ein Überangebot an medizinischem Cannabis am deutschen Markt existieren – so sieht es. zumindest Canifys Sascha Mielcarek.