“Kontrollierte Genetik ist unser Vorteil”

by Moritz Förster

CW Hemp strebt mit Hanfölen unter der Marke Charlotte’s Web auf den deutschen Markt – 2018 steht die Europa weite Expansion im Fokus. Im Interview mit krautinvest berichtet Matt Storey, Direkor für Global Business Development, über eine erfreuliche Nachfrage und anstehende Forschungsvorhaben, aber auch über regulatorische Schwierigkeiten.

 

CW Hemp verkauft, nach eigenen Angaben, qualitativ hochwertige Hanföle. Wann und wie habt ihr euer Geschäft gestartet?

Die Stanley Brüder von Colorado fingen 2011 an, Marihuana anzubauen und industrielle Hanf-Pflanzen zu kreuzen. Offiziell gegründet wurde die Firma dann 2013. Im gleichen Jahr liefen wir in einer CNN-Dokumentation über Cannabis und pädiatrische Epilepsie. Die Dokumentation hat geholfen, unheimlich schnell ein unglaubliches Interesse für das Potenzial solcher Therapien mit diesen Bestandteilen zu erhalten. Familien zogen mit einem Mal nach Colorado, um Zugang zu solchen Produkten für ihre Kinder zu erhalten. Die Nachfrage wuchs so rasant, dass 15.000 Personen auf unserer Warteliste standen.

Die Brüder bauten damals das auf, was heute CW Hemp ist, um Anpflanzung und Produktion der Pflanze und des extrahierten Produkts signifikant zu steigern. Heute heißt das Produkt “Charlotte’s Web”- nach einem jungen Mädchen, Charlotte Figi, der auf besonders extreme Weise durch das Produkt geholfen wurde. Die Bundesgesetzgebung in den Vereinigten Staaten bezüglich der Produktion und Distribution von Hanf-Produkten änderte sich 2015. Seitdem können bundesweit Menschen CW Hemp Produkte erwerben. Weltweit haben wir ohnehin immer schon gehandelt.

Und was ist der wesentliche Nutzen eures Hanföls? Auch im Vergleich zu anderen Cannabis-Produkten?

Wir produzieren unsere Produkte, um Menschen weltweit Zugang zu idealem Wohlbefinden zu ermöglichen. Für Menschen bietet das Konsumieren von Phytocannabinoiden mehrere Vorteile. Schließlich hat jede einzelne Person auf der Welt ein körpereigenes Cannabinoid-System mit Rezeptoren, die dafür da sind, solche Bestandteile zu empfangen. Natürlich beruhte das rasante Wachstum und die Markenwahrnehmung von Charlotte’s Web in erster Linie auf dem Erfolg einer Familie, die mit dem Mittel pädiatrische Epilepsie behandelt hat. Allerdings fanden wir durch die Antworten der Menschen heraus, dass das Konsumieren unser Produkte vielfältige gesundheitliche Herausforderungen betrifft.

Charlotte’s Web  haben genetisch einen sehr hohen Anteil an Cannabidiol (CBD) und einen niedrigen Anteil an Tetrahydrocannabinol (THC). Außerdem beinhalten sie weitere natürliche Cannabinoiden. Zurzeit fokussieren wir unsere Forschung und Entwicklugn stark auf die Stämme, die einen hohen Anteil anderer Cannabinoide haben und wir glauben, dass die Forschung zeigen wird, dass für bestimmte Probleme, andere, weniger häufig diskutierten, Cannabinoide wie CBG or CBN oder sogar bis dato noch völlig unentdeckte, wertvoller für manche Menschen sein können als CBD oder THC. Unser Vorteil ist eine streng kontrollierte und gemanagte Genetik der Pflanze, was Jahr für Jahr eine hohe Konsistenz produziert.

Euer Hanföl hat weniger als 0,3 Prozent THC. Daher könnt ihr in allen 50 US-Staaten verkaufen. Was sind eure Kernmärkte und was sind eure Pläne bezüglich eures globalen Wachstums?

Das stimmt. Allerdings hoffen wir, dass sich die Gesetzgeber weiterentwickeln und höhere Schwellenwerte für THC erlauben, als es durch die derzeitige Regulierung der Fall ist – das gilt insbesondere auch für Europa mit einem Grenzwert von unter 0,2 Prozent. Diese Regulierung basiert nicht auf fundierter Wissenschaft und, was essentiell ist, verhindert auch noch den optimalen Anbau der Pflanze. Wir verkaufen zur Zeit in weltweit über 30 Länder und planen, uns 2018 stark auf unsere Expansion im europäischen Markt zu fokussieren. CW Hemp fühlt sich verpflichtet, Forschung für unsere Produkte zu betreiben. Unsere gute Herstellungspraxis kann der Industrie sicherlich als Vorbild dienen und Regulatoren als Beispiel einer Methode für die Herstellung sicherer und wirksamer Produkte.

Matt Storey von CW Hemp

CW Hemp – Cannaboide – Hanföl

Da es zur Zeit noch keine weltweit führenden Marken im Hanf- und Cannabis-Geschäft gibt: Wie denkst du über Risiken und Chancen für Marken auf Konsum-Märkten?

Es gibt definitiv einige aufstrebende Marken, die an Anhängern und Strahlkraft dazu gewinnen. Während meiner Geschäftsreisen im vergangenen Jahr, war ich erfreut, Menschen in Südamerika, Asien, Australien und Europa, auch in Großbritannien, zu treffen, die allesamt die Stanley-Brüder und Charlotte’s Web kannten und uns unheimlich dafür unterstützen, für das was wir versuchen zu erreichen.

Das größte Risiko und die größten Chancen ist das wechselnde regulative Klima und die Schwierigkeiten mit Banken. Es gibt viel Verwirrung durch die Gesetzgeber und die regulierenden Behörden, sogar darüber, was Cannabis überhaupt ist. Sicherlich gab es einen unausgewogenen Fokus auf CBD und viele Länder, darunter auch Deutschland, betrachten dieses eine Molekül als Medizin und regulieren es als solches. Dabei verpassen sie völlig den eigentlichen Punkt: Es gibt so viele nicht-psychoaktive Cannabinoide Bestandteile in dieser Pflanze, die therapeutischen Wert haben – daher sollten wir wirklich unsere Regierung über diesen Fakt in Kenntnis setzen. Dann können sie bessere Entscheidungen treffen und realistischere Gesetze einleiten, was den Zugang zu dieser bewundernswerten Pflanze angeht.

Was ist in den USA das Problem mit Banken?

Größere Banken beharren darauf, Geschäfte, die mit Cannabis zu tun haben – sogar wenn es um nicht-psychoaktive Hanfprodukte wie das unsrige geht – so zu behandeln, als ob wir etwas falsches tun und unterstützen keine finanziellen Transaktionen. Nicht einmal, wenn diese von völlig legalen und registrierten Unternehmen durchgeführt werden. Wir haben selber solche Herausforderungen erlebt und ähnliche Geschichten auch von Händlern gehört, wenn es um Bezahlvorgänge geht.

Wie hat sich der kulturelle Wandel hin zu einer stärkeren gesellschaftlichen Akzeptanz von Cannabis-Produkten auf euer Geschäft mit Hanf-Ölen ausgewirkt?

Es katapultierte uns auf den Weltmarkt, als wir herausfanden, dass wir nicht nur Produkte nicht nur in Colorado in der USA anbieten, sondern sie weltweit in verschiedene Länder exportieren konnten. Wir haben persönliche Treffen mit Ministern und hochrangigen Offiziellen verschiedener Ländern. Vor ein paar Jahren hatte selbst ich noch Zweifel, dass viele dieser Menschen sich jemals ernsthaft mit dem Thema auseinander setzen würden, auch wenn sie sich mit ein paar Amerikanern unterhielten, die gerade gegen die Konventionen verstoßen.

Und was ist das Marktpotenzial in Deutschland? Was sind anderseits die größtern Hindernisse hierzulande?

Als US-amerikanisches Unternehmen haben wir keinen Zugang zum Markt wie Unternehmen aus Kanada, Holland und einigen anderen Ländern, um unser Produkt direkt zu exportieren. Die derzeitige Regulierung insbesondere hinsichtlich CBD ist herausfordernd, weil sie Produkte, die CBD enthalten als Medizin einstuft. Dadurch können wir nur über Apotheken verkaufen. Natürlich gibt es auch Menschen, die CBD-Öle online kaufen und es nach Deutschland verschiffen, das scheint allerdings ein grauer Markt zu sein und nicht ein völlig legitimes Geschäft. Wir sind auf jeden Fall bereit, mit der deutschen Regierung zusammen zu arbeiten und völlig transparent darzustellen, dass wir ein hoch qualitatives, sicheres Produkt herstellen. Allerdings hat sich die Regierung entschieden, ein Produkt wie das unsrige zu regulieren, obwohl wir selbst uns nicht als “CBD-Öl” sehen, sondern vielmehr als ganzheitliches pflanzliches Hanfextrakt. Die Menschen in Deutschland – und auch weltweit – sollten CW Hemps Produkte in den gleichen Geschäften kaufen können, in denen sie auch andere pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel und Gesundheitsmittel erhalten.

 

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