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In-vitro vs. Stecklingsvermehrung – ein Interview mit Alexander Klima

In-vitro vs. Stecklingsvermehrung – ein Interview mit Alexander Klima

Mit Hilfe von Verfahren, die aus der Orchideenzucht übernommen wurden, werden Pflanzenzellen von einer Mutterpflanze entnommen und auf einem Nährmedium unter sterilen Bedingungen mit einem bestimmten Nährstoff-, Hormon- und Lichtregime gezüchtet. Wir sprechen von Gewebekultur, auch bekannt als In-vitro- oder Tissue Culture. Wir haben dem europäischen Pionier der Cannabis-Stecklingsvermehrung Alexander Klima, Geschäftsführer des auf In-Vitro spezialisierten Flowery Fields, Fragen zu dieser Methode der Pflanzenzucht gestellt.  

krautinvest.de: Alexander, was bedeutet In-vitro-Vermehrung und was sind die Vorteile?

Alexander Klima: Im Vergleich zur klassischen Stecklingszucht werden im Rahmen der In-vitro-Vermehrung sterile, schädlings- und virenfreie Pflanzen ohne den Einsatz von Pestiziden produziert. Darüber hinaus kommt es zu einer massiven Reduktion der Produktionskosten, da der Energie- und Platzbedarf für den Pflanzenbestand erheblich reduziert wird.

krautinvest.de: Wird es die traditionelle Klonmethode ablösen? Wer profitiert vom Umstieg auf In-vitro-Vermehrung?

Alexander Klima: Tissue Culture macht Sinn für Großproduzenten, da die Qualität trotz eines hohen Produktionsvolumens konstant hochgehalten werden kann. 

krautinvest.de: Was sind die größten Herausforderungen bei der Tissue Culture?

Alexander Klima: Es erfordert ein biotechnologisches Grundwissen, da für die einzelnen Strains unterschiedliche Medienprotokolle gefunden werden müssen. Darüber hinaus bedarf die Errichtung einer Produktionsanlage höherer Anschaffungskosten als bei jener der konventionellen Stecklingsvermehrung, da steriles Arbeiten nur unter Laborbedingungen möglich ist. 

krautinvest.de: Nach welchen Kriterien werden neue Sorten ausgewählt? Eignen sich alle für die Gewebekultur oder gib es hier Unterschiede?

Alexander Klima: Ob ein Strain für die Gewebekultur geeignet ist, kann erst nach einem Test des betreffenden Strains auf unterschiedlichen Nährmedien beantwortet worden. Grundsätzlich gilt, dass reine Sativas für jedes TC-Labor eine Herausforderung darstellen.

krautinvest.de: Wie beeinflusst die In-vitro-Vermehrung den weiteren Anbauzyklus? Welche Vorteile ergeben sich für den Cultivator?

Alexander Klima: Durch die In-vitro-Vermehrung wird die Stecklingszucht professionalisiert. Die Stecklingszucht ist ein ganz wesentlicher Produktionsschritt im gesamten Anbauprozess, mit ihr steht und fällt die weitere Qualität, genetische Robustheit und Gesundheit der Pflanzen. Wir haben vor rund 15 Jahren mit Grundlagenforschung begonnen und mittlerweile die In-vitro-Vermehrung im Labor in allen Produktionsschritten perfektioniert. Das Resultat sind viren- und schädlingsfreie Pflanzen, denen wir das perfekte Ausgangsmaterial zur Verfügung stellen. Weitere Parameter wie ein stabiles Anbauumfeld, Temperatur, Beleuchtung und Düngung garantieren einen standardisierten Ablauf unter höchsten Hygienestandards. Die herausragenden Vorteile einer In-vitro-Vermehrung liegen auf der Hand: Durch die sterile Weitervermehrung der Pflanzen ist die genetische Stabilität der Pflanzen garantiert. Krankheiten, Schädlinge und Viren werden zudem von der Pflanze ferngehalten. Während des gesamten Isolations- und Vermehrungsprozesses der Pflanzen kann auf den Einsatz von Pestiziden und Antibiotika verzichtet werden.

krautinvest.de: Welche Nachteile bringt Tissue Culture mit sich?

Alexander Klima: Es kommt zu einer Verlängerung des Produktionszykluses im Vergleich zur klassischen Stecklingsvermehrung.

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