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Hempgroup übernimmt Grünes Gold: “Es wird nicht die letzte Insolvenz bleiben”

Hempgroup übernimmt Grünes Gold: "Es wird nicht die letzte Insolvenz bleiben"

Die Hempgroup hat nach eigenen Angaben Grünes Gold übernommen, das vor seinem Insolvenzverfahren zu Peak-Zeiten 15 CBD-Geschäfte deutschlandweit betrieben haben soll. Vorerst will die Hempgroup die profitablen Filialen behalten und das Sortiment mit eigenen Marken, insbesondere Hempcrew und Happybuds ausstatten, erklärt Hempgroup-CEO Philipp Ferrer krautinvest.de gegenüber. Dabei scheint auch eine potenzielle Legalisierung von Cannabis als Genussmittel bei der Übernahme eine Rolle zu spielen. “Neben einer Vielzahl von hochwertigen, natürlichen Produkten verzeichnete Grünes Gold viele Franchiseanfragen, die gerade unter der anstehenden Legalisierung eine neue Bedeutung bekommen”, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Zum Kaufpreis macht das Unternehmen keine Angaben.

Die Hempgroup hat sich einerseits durch eigene Marken wie Weedo, Hempcrew und Happybuds einen Namen gemacht, tritt andererseits auch als Dienstleister für andere CBD-Akteure am Markt in Erscheinung. Durch Grünes Gold kommt nun Expertise für ein offline-Franchisekonzept hinzu. Laut Ferrer hatte die Hempgroup zwar selbst bereits eigene “Store und Franchisekonzepte in der Schublade liegen”, zugleich verspricht er aber, dass die Marke Grünes Gold vorerst bestehen bleibe. “Wir wissen noch nicht, inwieweit welches Konzept überhaupt umgesetzt werden kann. Grünes Gold bringt viele neue Franchiseinteressenten für legales Cannabis und ergänzendes Know How.” Laut Ferrer gehe es aktuell in der Cannabis-Branche “drunter und drüber”, der CEO beobachtet eine bereits “einsetzende Konsolidierungsphase”. Hinzu komme das “unklare regulatorische Umfeld”. Grünes Gold werde seines Erachtens daher “nicht die letzte Insolvenz der Branche” bleiben.

Ferrers Co-Founder und Co-CEO Stefan Röhrl wirft im Interview mit krautinvest.de einen Blick auf die junge CBD-Branche und die potenzielle Legalisierung.

krautinvest.de: Wir hatten unlängst zur Entwicklung auf dem CBD-Markt getitelt “ausgehyped”. Konsument:innen kauften in den letzten beiden Jahren anscheinden weniger CBD-Produkte, als einst von Unternehmer:innen erhofft. Auch die Zahl der treuen Käufer sei eher niedrig sein, verbunden mit der Herausforderung, stetig neue akquirieren zu müssen. Haben CBD-Produkte die Erwartungen der Konsument:innen nicht erfüllt?

Stefan Röhrl: Ich würde nicht behaupten, dass die Erwartungen der Konsument nicht erfüllt wurden. Das positive Feedback unserer Kunden bestätigt uns, dass CBD-Produkte sehr gut angenommen werden. Die überzogenen Erwartungen von Investoren und von Unternehmern, die auf den Hype aufgesprungen sind, ohne ein gutes Geschäftsmodell zu haben, wurden nicht erfüllt. Damit war allerdings zu rechnen und wir sind daher defensiver herangegangen.

krautinvest.de: Wo seid ihr seit Anfang 2021 denn stärker gewachsen – im B2B Segment oder im Privatkundengeschäft mit euren eigenen Marken?

Stefan Röhrl: Wir sind in beiden Segmenten stetig gewachsen. Insgesamt kann man sagen, dass wir mehr im B2B Bereich gewachsen sind. Was damit zu tun hat, dass wir nach einschränkenden Gerichtsurteilen, schnell neue Vertriebsstrategien entwickelt haben. Beispielsweise haben wir CBD Blüten ohne nachweisbaren THC-Gehalt* (*unter 0,05%) auf den Markt gebracht, nachdem der Bundesgerichtshof die absurde Ansicht vertreten hat, dass man sich mit <0,2% THC berauschen könnte.

krautinvest.de: Ihr sprecht von “erstklassiger” Rohqualität. Produziert ihr euer CBD Destillat, CBD Isolat und CBD Öle in eigenen Laboren? Wer übernimmt die Prüfung?

Stefan Röhrl: Die Produktion von CBD Destillaten und Isolaten macht in Deutschland wirtschaftlich keinen Sinn. Wir sind sehr gut vernetzt und beziehen unsere Rohstoff aus liberaleren Ländern Europas und Amerikas. Unsere Rohstoffe werden vom Produzenten, wie auch bei Wareneingang bei uns von unabhängigen Laboren getestet. Mittlerweile sind wir schon seit fast sechs Jahren in der noch jungen Cannabisbranche erfolgreich und habe einen recht großen Erfahrungsschatz, was der Produktqualität zugutekommt.

krautinvest.de: Auch im medizinischen Markt ist man noch weit entfernt von den einst prognostizierten 800.000 Cannabis-Patient:innen. Für viele Unternehmen scheint der Genussmittelmarkt der rettende Strohhalm zu sein. Wer ist denn besser positioniert, um Entlang der Wertschöpfungskette Geschäftsmodelle in einem legalen Genussmittelmarkt aufzubauen – CBD-Unternehmen oder Unternehmen für medizinisches Cannabis?

Stefan Röhrl: Das ist eine interessante Frage. Ehrlicherweise bin ich überzeugt, dass die meisten Medical Cannabis Unternehmen in ihrer Langzeitstrategie den Genussmittelmarkt seit je her gesehen haben. Finde ich persönlich auch nicht verwerflich. Die Erfahrungen, insbesondere aus Kanada zeigen jedoch, dass der Übergang von Medical zu Recreational weiter sein kann, als Recreational von Grund auf hochzuziehen. Die Regularien sind – zurecht – andere. Genussmittel müssen nicht den gleichen Standards unterliegen wie Arzneimittel. Das wäre unverhältnismäßig teuer und geht sogar zu Lasten der Qualität. Man stelle sich vor, Wein müsse nach GMP produziert werden.

Medical Cannabis Firmen haben es zudem schwer heute ihre Produkte legal zu bewerben und die Distributionswege über Ärzte und Apotheken sind vermutlich nur bedingt nutzbar für den Recreational Sektor. Diesen Markenaufbau können wir hingegen mit CBD sehr gut leisten, denn wir können unsere Zielgruppen, die Genussmittelkonsumenten, direkt ansprechen.

Wer hier am Ende besser positioniert ist oder ob zu einer Legalisierung noch ganz andere Spieler in Erscheinung treten, wird die Zeit zeigen. Vielleicht ist das gar nicht so wichtig, denn es geht vielmehr um Kooperationen zwischen diesen Sektoren auf einem Markt der groß genug ist für viele gute Geschäftsmodelle.

krautinvest.de: Die Crux an der ganze Sache: Voraussichtlich wird es erstmal bei Cannabis Social Clubs und einigen Pilotprojekten bleiben. Zeichnet sich jetzt schon ab, also bevor das Gesetz vorliegt, welche Opportunitäten sich für Unternehmen neu ergeben?

Stefan Röhrl: Das bleibt genau zu beobachten. Ich persönlich halte Social Clubs für eine absolut erstrebenswerte Sache. Hier hätte man einen geschützten Konsumraum. Allerdings birgt dieses Modell auch große Gefahren. Wenn wir nach Spanien und die dortigen Social Clubs schauen muss man doch feststellen, dass sich die meisten in Händen von kriminellen Strukturen befinden. Da auch in Spanien ähnlich wie in Holland das Problem besteht, dass nicht legal angebaut werden kann. Das stärkt nur den Schwarzmarkt. Wir müssen uns als erstes über eine legale Produktion Gedanken machen. Und das sind nicht die drei Pflanzen zum Eigenbedarf, das ist eine Illusion.

Auch kann ich nicht wirklich verstehen, warum wir Pilotprojekte benötigen. Wir müssen doch nur nach Holland oder Spanien schauen oder ganz aktuell in die Schweiz. Dort gibt es bereits Pilotprojekte. Und mit Kanada gibt es ein ganzes westliches Land, welches schon legalisiert hat. Es ist höchst bedauerlich, wenn die Politik diesen Weg aufgrund von internationalen Abkommen einschlagen muss. Ich hoffe, es werden noch elegantere Wege gefunden.

krautinvest.de: Arbeitet ihr denn schon an Franchise-Konzepten, Eigenmarken für Blüten und ähnliches?

Stefan Röhrl: Ja wir haben sogar schon verschiedene Konzepte ausgearbeitet. Wir haben uns bis Dato nur mit der Umsetzung zurück gehalten, da es leider noch immer nichts konkretes aus der Politik gibt. Noch ist nichts über Mindestabständen zu Schulen oder Kindergärten bekannt, um nur ein Beispiel zu nennen. Für uns als seriöses Unternehmen ist es wichtig, niemanden falsche Träume zu verkaufen. Ob man es glaubt oder nicht. Es gibt einige, die bereits Lizenzen für Cannabis Geschäfte verkaufen. Davon möchten wir uns distanzieren und alle Interessenten vor solchen Versprechen warnen. Aber natürlich beobachten wir den Markt ganz genau. Und wenn sich wie jetzt gerade die Möglichkeit ergibt ein Franchise Konzept wie das von Grünes Gold zu integrieren, machen wir das, wenn es für uns nachhaltig umsetzbar ist.

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