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Hemp for future

Das Streben nach Glück und die Frage nach der Sinnhaftigkeit führen Luke Monroy in seinem Dokumentarfilm Hemp for future über die nepalesischen Berge zu der Hanf-Landwirtschaft in Brandenburg. Aktivismus, Neugier und Wissen bilden die Besonderheit seiner Erzählweise.

„Ehrlich gesagt, ich hatte nie vor, was mit Film zu machen. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier lande.“  Er habe aber schon immer gerne auf Reisen fotografiert und sogar mal überlegt, Reisefotograf zu werden. Das Medium Dokumentarfilm gebe ihm die Möglichkeit, seine Botschaft authentisch zu überliefern.

„Do what you can, with what you have ”

Authentizität erschafft Luke dabei vor allem mit der Einordnung seiner eigenen Person und Haltung am Anfang von Hemp for future. „Wie kann ich diesen wunderbaren Umgang dort am authentischsten übermitteln?“ Da sei ihm bewusst gewesen: „Ich muss diese inspirierenden Menschen und ihren Umgang mit Hanf dokumentieren, sonst versteht das hier niemand.” Ihr bewusster Umgang mit der Pflanze habe ihn geflasht. Die Begegnung mit ihnen sei der Ursprung für Lukes Aktivismus. Wie er gestikulierend beschreibt, wurde die Saat seines Aktivismus in den Bergen Nepals gesät.

Die filmischen Aufzeichnungen in den Bergen seien vor Jahren aus einem anderen Grund entstanden. Damals wollte Luke die Rucksäcke, die in dem Film aus Wildhanf produziert werden, in Deutschland vertreiben. „Aber ich habe dann ganz schön schnell festgestellt: Ich bin kein Verkäufer“, sagt Luke heute. Und so finden die Aufnahmen ihre eigentliche Bestimmung: Sie dokumentieren die Schönheit der Landschaft, den Umgang der Menschen mit den Ressourcen, die Verwurzelung der Hanfpflanze innerhalb der nepalesischen Kultur und einen der Startmomente von Lukes Hemp for future Reise.

Besonders eindrücklich sind die Szenen mit Sunti Saugat, der Sozial-Unternehmerin und Produzentin der Rucksäcke aus Wildhanf in Nepal. Sie ist einer der zentralen Protagonistinnen in Lukes Film. Sie sei auch eine zentrale Figur für seinen persönlichen Weg. So begleite ihn ihr Satz „Do what you can, with what you have”, wie ein Mantra.

Sunti aus "Hemp for future"

In Hemp for future steht Sunti lachend vor der Berglandschaft. Trotz ihres körperlich anstrengenden Jobs umgibt sie eine Gelassenheit. Verschmitzt sagt sie in die Kamera:

„Es zu legalisieren, wäre sehr gut für Menschen […]. Wenn unsere Regierung mal nachdenken würde, könnten wir das Marihuana verkaufen und gutes Geld verdienen für unser Land.“

Luke stehe bis heute in Kontakt mit Sunti Saugat. Sie sei die erste Frau in ihrer Stadt, welche diese Art von Hanf-Rucksäcke entworfen habe. Heute werden ihre Designs in ganz Nepal kopiert. Nach den Erdbeben in Nepal 2105 habe sie durch ihr eigenes Hanf-Geschäft die Möglichkeiten gehabt, Lastwägen mit Lebensmitteln für die Bergbevölkerung in den Bergen zu organisieren, erklärt Luke. „Ohne sie wären viele Menschen verhungert. Es gab sonst niemanden, der das gemacht hätte, und sie war in der Lage dazu, einen Benefit aus ihrem Hanfunternehmen zu kreieren.”

Das Prekäre und die Prohibition

Die nepalesischen Protagonisten in Hemp for Future hoffen auf Legalisierung, um sich ein wirtschaftliches Standbein aufbauen zu können. Die Prohibition habe in Nepal wirtschaftlich drastische Auswirkungen für die Bergbevölkerung, die weitestgehend von Finanzstrukturen getrennt sei, erklärt Luke. Die Begegnung mit einem jungen nepalesischen Mann, den die Armut auf die WM-Baustelle nach Katar treibe, lasse ihn bis heute nicht los. Medien weltweit berichteten zuletzt über den Tod von nepalesischen Arbeitern auf den WM-Baustellen in Katar. [u.a. die Tagesschau im November, dass 400.000 Nepalesen in Katar arbeiten. Seit Beginn der WM-Bauarbeiten starben nach Zahlen der nepalesischen Regierung etwa 1700.]

Klimapflanze Hanf

Lukes Hemp for future Reise führt ihn, seinen Hund Lucky und den*die Zuschauer:in schließlich in die Gegenwart und nach Brandenburg. Die grünen Flächen der Hanffelder werden in ihrer Höhe und Breite gefilmt –  Hanffelder soweit das Auge reicht. In diesen Feldern interviewt er erfahrene Öko-Landwirt:innen.

Cina Bousselmi und Florian Herm von die Hanflinge habe Luke vor Jahren auf der Mary Jane Messe in Berlin kennengelernt. In dem Dokumentarfilm stehen sie gemeinsam mit ihrem Baby auf ihrem Hanffeld und erklären, wie die Hanfpflanze nachhaltig den sandigen Boden aufbessere. Rafael Dulon von Hanf Farm sei, so Luke, einer der Pioniere für Hanfanbau in Europa. Im Dokumentarfilm beschreibt der Ökolandwirt eindrücklich, wie das Buch von Mathias Bröckers „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf.“ sein Leben verändert habe. Dr. Wilhelm Schäkel, Betriebsgründer der Bio Ranch Zempow, erklärt im Film eindrücklich: „Wenn wir Klimaschutz ernst nehmen, dann sollten wir dringend mehr Hanf anbauen.“

Im Film sind dich alle Landwirt:innen einig, dass sie neben dem Regionalen vor allem das Nachhaltige der Pflanze überzeuge. Die Ökobilanz von Nutzhanf sei unvergleichbar, die Einsatzmöglichkeiten vielseitig und der Mehrwert der Pflanze für die Gesellschaft unterschätzt. Doch obwohl Nutzhanf einen geringen THC-Gehalt (in der EU <0,3%) habe, herrsche im Nutzhanfbereich noch immer eine starke Stigmatisierung von Cannabis.

Neben einer notwendigen Entstigmatisierung müsse aber auch die Politik aktiv werden. „Gerade wenn wir eine so umweltfreundliche und effiziente Pflanze haben, sollte jede*r Landwirt:in, der* die Hanf anbaut, staatlich subventioniert werden“, fordert Luke. 

„Wenn Politiker:innen ihre Versprechen zum Klimaschutz ernst meinen und ihnen an der Zukunft ihrer „Enkel:innen“ wirklich etwas liegt, dann müssen wir sofort über die großflächige Implementierung von Cannabis-Hanf sprechen.“

Die Legalisierung müsse ganzheitlich gedacht werden. Entkriminalisierung sei der erste logische Schritt zur sachgerechten Auseinandersetzung mit der Pflanze- und dabei meine Luke, nicht nur die Pflanze als Genussmittel, sondern auch als Heil- und Klimapflanze mit ihren vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten.

Vision und Mission

Seine Mission formuliert er eindeutig: „Ich hoffe, dass der Film hilft, die Debatte von Hanf als Klimarohstoff zu pushen.“ Dabei sehe er die Pflanze als Teillösung des sehr komplexen Systems der Klimakrise. „Ich hoffe dass die For-Future- Bewegung [Fridaysforfuture] die Hanfplanze für sich entdecken.“

 „Das Universum von Hanf und Cannabis ist so riesig, dass du niemals alles in einem Film abdecken kannst“, erläutert Luke. In den letzten acht Jahren habe er unterschiedliche Protagonisten aus der internationalen Hanf- und Cannabisindustrie kennenlernen und interviewen können: Landwirtinnen, Aktivist:innen, Mediziner:innen, Unternehmer:innen, Wissenschafter:innen, Patient:innen. Seine Vision sei es, ein Serienprojekt “an den Start zu bringen”, welches eine Vielzahl von Menschen das Potenzial von Cannabis-Hanf für´s eigene Wohlbefinden näher bringe.

„Je mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Bewusstsein über die Pflanze vorhanden ist, desto schneller kann sie ihre Benefits entfalten und desto schneller landen diese Benefits am Ende bei den Menschen, wie auch bei der Umwelt.“

Der Film Hemp for future [2022] von Luke Monroy kann auf Vimeo für eine Leihgebühr von 4,20 geguckt werden.  Diese unterstützen die nächsten Filmprojekte. Mit dem Code “FreeCannabis” ist der Dokumentarfilm bis zum 28. Dezember 2022 kostenlos verfügbar.

 

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