Äpfel sind keine Birnen – und Heroin ist kein Cannabis

Hartmann und Fiedler wollen das "portugiesische Modell" für Deutschland

by Moritz Förster

Da verweisen die Herren Hartmann und Fiedler, beide als SPD-Bundestagsabgeordnete Gegner des CanG, in einem “Brandbrief” auf das portugiesische Modell – dieses sei dem deutschen Modell mit legaler Cannabis-Produktion zuhause und in Clubs doch vorzuziehen. Ein Vergleich, der sich auf den ersten Blick naheliegend anhört: Portugal suchte Ende der 90er einen neuen, lösungsorientierten Ansatz in der Drogenpolitik – gleiches gilt für Deutschland 2024, oder etwa nicht?

Aufgepasst! Obst ist nicht gleich Obst und Droge nicht gleich Droge. Die portugiesische Bevölkerung litt in den 90ern unter dem Konsum harter Drogen, unter den Heroinabhängigen infizierten sich etliche mit HIV. Im Deutschland des Jahres 2024 will man dagegen verhindern, dass sich 4,5 Millionen Cannabis-Konsument:innen weiterhin über den nicht zu kontrollierenden illegalen Markt versorgen.

Wenn Fiedler und Hartmann sich das portugiesische Modell zu eigen machen wollen, dann sollten sie darauf verweisen, dass Portugal die Verbotspolitik für gescheitert erklärte; dass Portugal den Empfehlungen einer Expertenkommission folgte: Drogenabhängige seien krank und bräuchten Unterstützung, kein Gefängnis.

Cannabis-Konsum ist keine Heroin-Abhängigkeit mit hoher Anzahl an HIV-Infektionen. Die 4,5 Cannabis-Konsument:innen gelten nicht gleich als “krank”, auch wenn sich Cannabis als Medizin seit März 2017 bewährt hat.

Und glücklicherweise gibt es auch in Deutschland eine Experten:kommission, die sich Gedanken gemacht hat, wie man der aktuellen dysfunktionalen Logik der Cannabis-Prohibition Einhalt gebieten kann. In einem offenen Brief an die Bundestagsabgeordneten kommen 31 Expert:innen für Drogen- und Suchtfragen zu dem Schluss: “Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass eine moderate Cannabis-Neuregulierung zu mehr Gesundheit und verbesserten Hilfen führt.” Sie appellieren, “das jahrzehntelange Unrecht, Menschen für den Umgang mit einer Substanz zu kriminalisieren, zu beenden”.

Wenn der Vergleich mit Portugal was taugt, dann doch dahingehend, dass man Expertinnen und Experten folgen sollte, um Menschen bestmöglich zu helfen.

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