#CannaBiz – die News im Oktober – #57

by Redaktion

Glaubt man dem Medien-Echo, lautet die Frage nicht mehr ob, sondern eher wie Cannabis legalisiert wird. Trotz kritischer Stimmen aus Bayern und von der bald ehemaligen Drogenbeauftragten blicken viele Journalisten gebannt auf einen womöglich neuen legalen deutschen Cannabis-Markt. Außerdem im Fokus: der langwierige Anbau von Demecan und Aphria, inzwischen Tilray, in Deutschland; die immer noch enttäuschende Akzeptanz von Cannabis in der Ärzteschaft und das Seed-Funding der Bloomwell Group. Die News im Oktober.

#CannaLegal

Im Falle einer Legalisierung gebe es bereits erste Produzenten in Deutschland. Experten würden aber erwarten, dass ausländische Anbieter am meisten profitieren. Das kanadische Unternehmen Tilray gelte als einer der Marktführer für medizinisches Cannabis und wolle bei seiner deutschen Tochter in Neumünster den ersten Hanf ernten. Mit Aurora sei in Leuna ein weiterer großer Hersteller aus Kanada tätig, beide seien börsennotiert. Auch Cantourage aus Berlin strebe an die Börse, die Kanadier hätten aber zwei Jahre Vorsprung auf einem boomenden nordamerikanischen Markt. (BR)

Auch das Manager Magazin blickt auf Unternehmen, die auf eine Legalisierung warten. Die Aussicht auf eine Ampelkoalition in Berlin wecke Hoffnungen in der Cannabis-Branche. Vor allem kanadische Konzerne hätten mit Marihuana als Medizin schon einen Fuß in der Tür zu einem künftigen, legalen Milliardengeschäft. Die Beratungsfirma Prohibition Partners rechne damit, dass allein das deutsche Geschäft mit medizinischem Cannabis sprunghaft auf mehr als eine Milliarde Euro anwachse, sobald der heimische Anbau im großen Stil auf den Markt komme. (manager magazin)

Während FDP und Grüne laut Wahlprogramm für eine generelle Legalisierung seien, fordere die SPD zunächst Modellversuche auf kommunaler oder Landesebene. Weitere Fragen der Regulierung würden die Preise, Besteuerung und den maximalen THC-Gehalt von verkauften Cannabis-Blüten betreffen. Jakob Sons von Cansativa sage, dieser solle maximal 25 bis 27 Prozent betragen. (Business Insider)

Recreational-Cannabis aus der Apotheke? Die Koalitionsparteien könnten Cannabis legalisieren. Verkaufsort dürften dann Apotheken werden. FDP-Chef Christian Lindner erklärte, es gehe ihm um “Kriminal- und Gesundheitsprävention”, nicht um “die Legalisierung eines Rechts auf Rausch”. Ähnliche Vorbehalte äußere aber auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Bei Cannabis handle es sich um ein schwieriges Thema, denn Drogen gehörten grundsätzlich nicht in die Apotheke. Andererseits müsse ein sicherer Vertriebsweg gewährleistet werden, solle der Konsum zu Genusszwecken legalisiert werden. (WAZ)

Unterdessen lehnt Bayern alle Pläne zur Legalisierung von Cannabis ab. „Bei den Berliner Koalitionsverhandlungen sollte endlich auf die Warnungen von Experten gehört und auf gefährliche Drogen-Vorhaben verzichtet werden“, habe Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in München mitgeteilt. (Berliner Zeitung)

Auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU) warne die Nachfolger-Regierung vor einer Legalisierung von Cannabis: „Zugunsten eines vermeintlichen Zeitgeistes die Gesundheit der Bevölkerung zu riskieren, kann und sollte nicht Ziel der neuen Bundesregierung sein.“ (RND)

“Cannabis ist längst Teil des Alltags – die Kriminalisierung muss weg”, fordern Burkhard Blienert und Kai-Friedrich Niermann in einem Gastbeitrag in der Welt. Einerseits gebe es in der Politik seit einiger Zeit eine positivere Sicht auf Cannabis. Zugleich aber nehme die Strafverfolgung von Händlern und Konsumenten zu, sogar bei unbedenklichem Nutzhanf. Die neue Regierung solle mit der Legalisierung endlich das Rechtschaos beseitigen.

Auch der Hanfverband fordert von einer möglichen neuen Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP die Legalisierung von Cannabis. Geschäftsführer Georg Wurth: “Die Chancen auf eine Legalisierung waren noch nie so groß wie jetzt.” Wurth habe darauf verwiesen, dass sich vor allem Grüne und FDP für einen legalen, regulierten Handel mit Cannabis aussprechen würden. “Hier müssen sich Grüne und FDP in den Koalitionsverhandlungen durchsetzen.” (n-tv)

Lernen von den Nachbarn: Seit Mitte der 70er Jahre dürften in den Niederlanden sogenannte Coffeeshops Cannabis für den Eigenbedarf verkaufen. Aber: Der Einkauf der Coffeeshops sei nie geregelt. worden. Das sei ein großer Fehler, sage der Kriminologe Robin Hofmann von der Universität Maastricht. “Diese Lücke haben die Drogenbanden damals ausgefüllt und ein großes Netzwerk aufgebaut”, so Hofmann. (BR)

Nun liberalisiere auch Luxemburg seine Drogenpolitik. Künftig dürfe Cannabis für den Eigenbedarf angebaut werden. Besitz und Konsum in der Öffentlichkeit würden allerdings verboten bleiben. (n-tv) Vor ihrer Wiederwahl 2018 hätten die Parteien noch angekündigt, den Cannabis-Handel zu legalisieren. Aus dem großen Plan, mit dem Luxemburg europaweit zum Vorreiter hätte werden wollen, sei etwas Kleineres geworden. (Süddeutsche Zeitung) Luxemburger ab 18 dürften künftig bis zu vier Cannabis-Pflanzen halten. Das Großherzogtum will damit der Drogenkriminalität entgegenwirken. Auch der Konsum und Besitz von Cannabis im öffentlichen Raum solle anders geahndet werden. (FAZ)

Unter einer Ampel-Regierung dürfte der Konsum von Cannabis legalisiert werden. Schon frohlocken Befürworter, wie stark der Einzelne, die Gesellschaft und der Staat davon profitieren würden. An Kanada als Vorreiter lasse sich gut überprüfen, wie realistisch die Erwartungen seien. (Die Welt) Dort sei Cannabis seit drei Jahren legal. Die einst euphorischen Erwartungen hätten sich nicht erfüllt. Vieles hätte das Land erst lernen müssen. Trotzdem würden Experten von einem Erfolg sprechen. Eine viel zu schwache Infrastruktur hätte sowohl die riesigen Mengen Cannabis, die durch neue Zuchtfarmen auf den Markt gebracht seien worden, als auch den Bedarf der Kanadier nicht verarbeiten können. Die Folge: Große Mengen legales Cannabis seien in den Warenhäusern geblieben, und viele Kunden hätten dort gekauft, wo sie schon immer gekauft hätten: beim lokalen Dealer. Inzwischen würden die staatlichen Cannabis-Shops etwa die Hälfte des Marktes abdecken. (ARD)

#CannaMedizin

Zwar sei Cannabis seit 2017 ein legales Arzneimittel. Doch die Akzeptanz sei immer noch nicht wirklich da: Nur wenige Ärzte würden entsprechende Rezepte ausstellen und um die Kostenübernahme bei der Krankenkasse müssten Betroffene oft kämpfen. Verordnungen für andere Opioide und Morphinderivate seien komplikationslos, sie würden bei entsprechenden Indikationen nicht hinterfragt. (BR)

Auch die SWP berichtet, dass Cannabis als Medikament sehr gut wirke – und trotzdem kaum zum Einsatz komme. Deutsche Ärzte würden kaum Cannabis verschreiben, dafür umso mehr chemische Schmerzmittel. Dabei sei Marihuana besser verträglich.

#CannaMarkt

3sat wirft einen Blick auf den legalen deutschen Cannabismarkt. Das Gras wachse legal im Dienste der Medizin. Eine junge Branche sei in Goldgräberstimmung, es entstehe ein neuer Wirtschaftszweig. Die Wirtschaft hofft derweil vor allem auf Massenproduktion und Expansion.

Unter anderem Business Punk berichtet über die Rekord-Seed-Finanzierung für das europäische Cannabis-Unternehmen Bloomwell Group. Die Bloomwell-Group, zu der unter anderem das Telemedizin-Unternehmen Algea Care gehöre, habe erfolgreich eine Seed-Finanzierung über zehn Millionen Dollar abschließen können. Dabei handele es sich um das höchste öffentlich bekannte Seed-Investment für ein europäisches Cannabis-Unternehmen. Die Bloomwell Group wolle zukünftig als Holding Cannabis-Unternehmen aufbauen und in bestehende Unternehmen investieren oder aufkaufen. Innerhalb eines Jahres sei die Gruppe auf über 160 Mitarbeiter:innen gewachsen und erwarte im laufenden Jahr stolze fünf Millionen Euro Umsatz. (Business Punk)

Unter dem Produktnamen “Peaches Pre-Rolls” verkaufe Jusitn Bieber gemeinsam mit der kalifornischen Cannabis-Firma Palms fertige Joints in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Nevada, Massachusetts und Florida. (Werben und Verkaufen)

Ende 2018 hätten Philipp Gärtner mit seinen Geschäftspartnern Marc Graf (31) und Kerim Viebrock (28) die Firma Green Pioneers gegründet. Das Geschäfte laufe gut, sei aber zuletzt empfindlich gestört worden. Auf Beschluss der Staatsanwaltschaft Fulda sei die Firma durchsucht worden. Der Vorwurf: bandenmäßiger Handel mit Betäubungsmitteln. Konkret gehe es darum, ob sich die konfiszierten Produkte – Tee-Mischungen und Hanftropfen – unter dem erlaubten Grenzwert von 0,2 Prozent THC bewegen würden. (Hessenschau)

Deutschlandfunk blickt auf den langen Weg von Demecan und Aphria, das heutzutage zu Tilray gehört, um medizinisches Cannabis in Deutschland anzubauen. Das erste deutsche Cannabis sei mittlerweile auf dem Markt. Allerdings nur ein paar Kilogramm, geliefert Anfang Juli 2021 vom Team Kanada aus Neumünster. Und was mache der Cannabis-Anbau unweit von Dresden von Demecan? Im Oktober 2021 solle der richtige Anbau beginnen.

Disclaimer: Redaktioneller Beitrag, keine Investmentempfehlung.

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