#CannaBiz – die News im November – #58

by Redaktion

So lang war unser Pressespiegel über den Cannabismarkt noch nie. Das Legalisierungsvorhaben der Ampel-Parteien dominiert die Agenda. Deutschlandweit diskutieren Journalisten und Industrievertreter über das Für und Wider, die offenen Fragen und anstehende Meilensteine.

#CannaLegalisierung

Zunächst war es nur ein Gerücht: Die Ampelparteien wollen den Verkauf von Cannabis zu Genusszwecken legalisieren. Darauf habe sich die Koalitions-Arbeitsgruppe Gesundheit und Pflege geeinigt. “Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein”, sollen SPD, Grünen und FDP in dem Ergebnispapier der entsprechenden Arbeitsgruppe festgehalten haben. (u.a. Spiegel, auch die FAZ, n-tv und die Welt berichten).

Nur wenige Tage später dann die Bestätigung: Die Ampelkoalition plane eine Legalisierung von Cannabis für Erwachsene. Nach vier Jahren solle das Gesetz auf »gesellschaftliche Auswirkungen« überprüft werden. (u.a. Spiegel, Zeit berichten). Es könne ein Milliardenmarkt entstehen. Aber viele Fragen seien noch offen, so das Handelsblatt.

In der Folge die große Diskussion über die Legalisierung:

Sebastian Schneider diskutiert in einem gut recherchierten Beitrag auf rbb24 unter anderem mit Philip Schetter von Cantourage, Finn Hänsel von der Sanity Group und der Apothekerin Melanie Dolfen. Die Quintessenz: Noch seien entscheidende Fragen offen.

Die Tagesschau diskutiert, ob die Legalisierung aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll sei und welche Vor- und Nachteile eine Legalisierung habe. (Tagesschau)

Alexander Klay von der Berliner Morgenpost findet unterdessen, die von den Ampel-Parteien geplante Legalisierung von Cannabis sei aus vielen Gründen eine gute Sache. Wer einen Joint rauchen wolle, der bekomme Gras vor allem in größeren Städten quasi an jeder Ecke, im Zweifel auch auf dem Schulhof. Gekifft werde sowieso.

Die beschlossene Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken hab vielerorts Goldgräberstimmung ausgelöst. Doch wer am Ende profitieren werde, hänge von der künftigen Gesetzgebung ab, meint Matthias Schneider vom Merkur.

Marina Zapf von Capital wagt den Blick gen Übersee: Kanada habe 2018 den Weg beschritten, den die Ampel nun auch in Deutschland gehen wolle. Anfänglicher Euphorie sei dort Ernüchterung gefolgt. Erst nach drei Jahren sei Kanada an dem Punkt, an dem die Mehrheit der Cannabis-Konsumenten den legalen Markt wahrnehme und auch nutze, sage David Hammond von der University of Waterloo, der damit vor überzogenen Erwartungen warne. Immerhin: Inzwischen würden sich mehr Freizeitkonsumenten bei den legalen Cannabis-Shops ein als auf dem Schwarzmarkt eindecken. Zwischen einer Legalisierung und der Eröffnung von lizenzierten Fachgeschäften, wie sie der Ampel vorschweben würde, liege somit eine nicht zu unterschätzende Durststrecke.

Der deutsche Staat würde durch eine Legalisierung von Cannabis wohl deutlich stärker profitieren als bislang angenommen. Insgesamt gut 4,7 Milliarden Euro würden die öffentlichen Haushalte jedes Jahr an Mehreinnahmen und Einsparungen verzeichnen. Das sei das Ergebnis einer Studie eines Forscherteams um Justus Haucap, Ökonomieprofessor an der Universität Düsseldorf. (u.a. Spiegel, auch im Handelsblatt, Tagesspiegel und in der Welt)

In einem Gastbeitrag erklärt Prof. Justus Haucap, warum die Entscheidung, Cannabis zu legalisieren, richtig sei, wie ein entsprechender Markt aussehen solle, und welche Besteuerung sinnvoll sei. (Merkur)

Hoffnungen auf gute Geschäfte machen sich nun Firmen, die schon eine Lizenz zum Anbau von medizinischem Cannabis von der staatlichen Cannabisagentur hätten: Tilray und Aurora aus Kanada sowie die deutsche Firma Demecan, die in Ebersbach nahe Dresden eine große Produktion unterhalte. 2019 seien den drei Firmen der Anbau von jährlich 2,6 Tonnen medizinischem Cannabis hierzulande erlaubt worden. Die Hersteller könnten nach eigenen Angaben kurzfristig die Produktion hochfahren. (Alexander Sturm, Tagesspiegel)

Dazu berichtet auch das Handelsblatt: Bei einer breiten Legalisierung könne Demecan die Produktion vervielfachen. Das deutsche Cannabisunternehmen könne sich vor Anfragen von Investoren aus dem In- und Ausland laut Cornelius Maurer, Mitgründer und Geschäftsführer, kaum retten (Handelsblatt).

Wenn Cannabis legal wäre, könnte das den illegalen Markt verdrängen. Das sei ein Argument für die Legalisierung von Gras. Was passiere dann mit den Dealern und Dealerinnen? In den USA gebe es dafür Programme: Mit einer Lizenz dürfen sie weiterhin Gras verkaufen. (Deutschlandfunk)

#CannaÖkonomie

In der ersten Folge des Zeit-Wirtschaftspodcasts diskutieren die Moderatorinnen Lisa Nienhaus und Lisa Hegemann mit Justus Haucap, Ökonom und Befürworter einer Legalisierung, über die Frage, wie viele Steuern legales Gras einbringen würde. Und, warum es gerade wegen der gesundheitlichen Nebenwirkungen sinnvoll sein könne, Cannabis kontrolliert in bestimmten Geschäften feilzubieten. (Zeit)

Die geplante Legalisierung von Cannabis spalte einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey zufolge die Menschen in Deutschland. 43 Prozent hätten sich in einer Befragung für die “Augsburger Allgemeine” für die Idee der künftigen Ampel-Koalition ausgesprochen. Genauso viele würden sie ablehnen. (u.a. Morgenpost)

Adrian Knupp analysiert für die WirtschaftsWoche: “Was spricht für die Legalisierung von Cannabis? Und was dagegen?”

Das US-Marktforschungsunternehmen für Cannabis (BDSA) prognostiziere einen weltweiten Anstieg des Cannabis-Umsatzes von 55,9 Milliarden Dollar bis 2026. Das entspreche einer jährlichen Wachstumsrate von mehr als 17 Prozent. (Bild)

Der 125. Deutsche Ärztetag (DÄT) stehe einer Legalisierung von Cannabis kritisch gegenüber. Er warne heute insbesondere vor den möglichen Risiken für die Gesundheit der Konsumierenden und den möglichen Folgen für die medizinische Versorgung. Es gebe aus mehreren Ländern Hinweise, dass es im Zuge einer Legalisierung von Cannabis zu einem Anstieg des Konsums sowie zu einer Zunahme canna­bis­bedingter Notaufnahmen komme. (u.a. Ärzteblatt, Berliner Zeitung)

In einem Podcast diskutiert der Spiegel, welche Fehler SPD, Grüne und FDP bei der Cannabis-Legalisierung vermeiden sollten, unter anderem mit Cansativas Benedikt Sons.

Cannabis in Apotheken: Der bayerische FDP-Fraktionschef Martin Hagen fordere einen kontrollierten Verkauf der Droge. “Der Schwarzmarkt fragt nicht nach dem Ausweis”, kritisiere er. (BR)

In einer Phoenix Runde diskutieren vier Gästen, u.a. Jugendrichter Andreas Müller und FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann: “Cannabis freigeben – Irrweg oder Ausweg?” (Phoenix)

Die deutschen Apotheken wären bei einer Legalisierung unter bestimmten Bedingungen zum Verkauf von Cannabis bereit. “Um es ganz klar zu sagen: Wir reißen uns nicht darum, künftig in unseren Apotheken Cannabis zu verkaufen”, habe die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Gabriele Regina Overwiening, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt. “Im Fall einer Legalisierung sind wir aber davon überzeugt, dass es nur die Apotheken sein können, die ein Höchstmaß an Sicherheit für die Konsumenten gewährleisten.” (u.a. Spiegel)

Die anvisierte Cannabis-Legalisierung sei in regulatorischer Hinsicht eine Herausforderung. Wer kontrolliere Anbau und Qualität? Welche Behörden würden den Import überwachen? Wer dürfe an Konsumenten verkaufen? Der Cannabis-Unternehmer Niklas Kouparanis plädiere deshalb dafür, alle Beteiligten frühzeitig an einen Tisch zu holen. (Tagesspiegel Background)

Während Deutschland noch diskutiere, sei die Schweiz bereits auf dem Weg zur Legalisierung von Cannabis. Der Jugendschutz könne so besser gewährleistet werden, sage der Züricher Rechtsanwalt Daniel Haymann. Die ersten Projekte würden bald starten. (WiWo)

#CannaMarkt

Das Potenzial im medizinischen Markt betrage 800.000 Patient:innen. Gespannt beobachte Cantourage zudem einen Freizeitmarkt. Das Unternehmen strebe jetzt sogar an die Börse verrät CEO Philip Schetter Reporter Karsten Zummack. (Inforadio)

t3n hat sich die Cannabis-Branche einmal angeschaut und stellt zehn deutsche Cannabis-Unternehmen vor, die man jetzt kennen solle: Adrexpharma, Bloomwell, Cannamedical, Cannovum, Cansativa, Cantourage, Nimbus Health, Demecan, Sanity Group, Synbiotic. (t3n)

Illegaler Anbau, Gefahren auf dem Schwarzmarkt und ein Milliardengeschäft: Auf einer Reise durch Deutschland trifft der Spiegel Kiffer und Dealer, Händler und Forscher – und ergründet u.a. bei Aphria, was eine Freigabe ändern würde. (Spiegel)

CDU-Mann Finn Hänsel habe die „Sanity Group“ gegründet. Wellness-Produkte seien ein Anfang gewesen – nun wolle er die Lizenz für THC-haltiges Hanf. Auch Snoop Dogg baue auf das Startup. (Berliner Morgenpost)

Stimmenfang: Gründerszene lässt Niklas Kouparanis von der Bloomwell Group, Finn Hänsel von der Sanity Group und Julia Wilde von J’tanicals zu Wort kommen.

#CannaNutzhanf

Schon vor der aktuellen Debatte über die Cannabis-Legalisierung sei das Interesse an Nutzhanf stark gewachsen. Dessen Anbau sei erlaubt und biete Chancen, die Landwirte im Allgäu verstärkt nutzen. Von Dämmmaterial für die Bauwirtschaft über Lebensmittel und Kosmetik bis zu Textilien: Die Einsatzmöglichkeiten von Hanf seien enorm, betone Wenzel Cerveny, Vorsitzender des Cannabis Verbands in Bayern. Langfristig werde der Nutzhanfmarkt viel größer sein als der THC-Markt. (Tagesschau)

Disclaimer: Redaktioneller Beitrag, keine Investmentempfehlung.

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