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Cannabis und der Tag X – Wieso Synbiotic bereits jetzt in den Startlöchern steht

Synbiotic erhält sieben Millionen Euro

Auch nach den Hearings sind die wesentlichen Fragen noch offen. Unter welchen Bedingungen wie viele lizenzierte Geschäfte schlussendlich legal Cannabis an Erwachsene verkaufen, steht in den Sternen. Und angesichts der verzwickten regulatorischen Situation auf EU- und internationaler Ebene dürfte selbst hinter der Legalisierung von Cannabis in Deutschland noch ein kleines Fragezeichen stehen. Fest steht spätestens nach den Hearings aber: Die Bundesregierung um den Drogenbeauftragten Burkhard Blienert macht Ernst: Bis Ende des Jahres soll ein Gesetzesentwurf vorliegen.

Einer der Unternehmer, der für den Tag X bereits in den Startlöchern steht: Lars Müller. Hatten sich einige verwundert die Augen gerieben, als der Synbiotic-Geschäftsführer im April ein Franchise mit Enchilada ein Franchise verkündete, könnte sich dies nun als kluger Schachzug erweisen – könnte wohlgemerkt, angesichts der offenen Fragen. Im Interview verrät Lars Müller, wieso und wie er sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt auf den Start des legalen Genussmittelmarkts in Deutschland vorbereitet.

krautinvest.de: Lieber Lars, du hattest einen guten Riecher – kurz nachdem ihr ein Franchise mit der Enchilada Gruppe angekündigt hattet, nimmt der Prozess der Gesetzgebung Fahrt auf. Woher wusstet ihr, dass es bald los gehen würde?

Lars Müller: Wissen konnte das keiner. Aber wir haben uns ja bereits unabhängig von der Verkündung der Legalisierungspläne im November letzten Jahres schon umfänglich auf den “Tag X” vorbereitet. Unsere Gruppe umfasst viele starke Unternehmen, mit denen wir, bis auf den Anbau, die gesamte Wertschöpfungskette abdecken können. Das Joint Venture mit Enchilada war da nur der nächste logische Schritt. Der Zeitpunkt hätte allerdings wohl nicht viel besser sein können, da gebe ich dir recht.

krautinvest.de: Nun ist aber noch gänzlich offen, welche Verkaufsstellen unter welchen Umständen wie lizenziert werden. Wie könnt ihr euch mit der Enchilada Gruppe angesichts der vielen offenen Fragen dennoch auf den legalen Genussmittelmarkt vorbereiten?

Lars Müller: Gänzlich offen würde ich nicht sagen. Klar, letztlich entschieden ist noch nichts, aber wir halten den Verkauf in Apotheken für sehr unwahrscheinlich. Das wollen die meisten Apotheker aus guten Gründen auch überhaupt nicht. Wir gehen stark davon aus, dass es lizensierte Fachgeschäfte geben wird. Und deshalb haben wir uns auch ganz bewusst für ein deutsches Unternehmen aus der Gastronomie entschieden. Denn einerseits ist die Enchilada Gruppe absoluter Franchise-Profi und anderseits wird der Verkauf von sogenanntem ‚Recreational Cannabis‘ vermutlich ähnlichen Regeln wie dem Lebensmittelrecht unterliegen. Und so wie bereits heute Mitarbeiter in der Gastronomie auf den Alkoholverkauf in Punkten wie Jugendschutz aber auch Produktempfehlung vorbereitet werden, gilt es in Zukunft die Mitarbeiter im Cannabis-Shop für den Verkauf von Cannabis zu schulen.

krautinvest.de: Unter anderem ist aber unklar, ob die Lizenzierung der Verkaufsstellen Ländersache ist, ob ihre Anzahl limitiert ist und ob Abgabestellen überhaupt Werbung machen dürfen. Wenn ihr es euch wünschen dürfte: Wie sollte die Lizenzvergabe idealerweise geregelt sein?

Lars Müller: Ich würde mir eine einheitliche Regelung für Deutschland wünschen. Damit faire Marktbedingungen realisiert werden können brauchen wir so viele Lizenzen wie möglich. Außerdem ist es wichtig, dass die Bewerbungsprozesse dabei fair gestaltet werden.

krautinvest.de: Burkhard Blienert betont immer wieder, dass der Jugendschutz über allem steht. Dass vor diesem Hintergrund auch in den Verkaufsstellen konsumiert werden darf, steht in den Sternen. Sollten die Cannabis-Verkaufsstellen reine Abgabestellen sein, ohne jegliche Anknüpfungspunkte an die Gastronomie – hofft ihr auch in diesem Fall auf Synergien dank der Erfahrung von Enchilada?

Lars Müller: Auch wenn wir den Konsum in den Verkaufsstellen begrüßen würden, gehen wir nicht davon aus, dass die Regelungen diesen vorsehen werden. Insofern haben wir uns gemeinsam mit Enchilada dazu entschieden vorerst nicht damit zu planen. Bei unserem Joint Venture geht es ohnehin darum unsere Expertisen in den jeweiligen Bereichen zu bündeln, sodass wir den Aufbau der Stores und die damit einhergehenden Bedarf der Infrastruktur schnellstmöglich realisieren können wenn es soweit ist.

krautinvest.de: Nehmt ihr eher den urbanen Raum in den Blick oder strebt ihr auch ein Verkaufsnetzwerk in ländlichen Regionen an?

Lars Müller: Wir gehen schon davon aus, dass hier vieles im urbanen Raum starten wird. In Städten wie München, Berlin oder Hamburg werden wir also sicherlich anfangen. Wir wollen mit unserem Franchise dann aber auch den ländlichen Raum erobern.

krautinvest.de: Zuletzt hieß es, dass ihr ein Joint Venture bilden “wollt”. Habt ihr der Willensbekundung bereits Taten folgen lassen? Wie sieht der Joint Venutre aus – sowohl hinsichtlich der Verteilung der Verantwortung als auch der Eigentumsverhältnisse?

Lars Müller: Nur wenige Wochen nach der Pressemittelung trafen wir uns beim Notar, um die beiden GmbHs zu gründen. Diese umfassen eine GmbH für die Franchise Lizenz, an welcher jeder der Partner jeweils zur Hälfte (50%) beteiligt ist sowie eine GmbH zur Beteiligung, bei der wir 50,1% halten um zukünftige Umsätze konsolidieren zu können. Wir sind demnach seit kurzem „verheiratet“ und arbeiten schon sehr fleißig an weiteren spannenden Projekten, die wir demnächst verkünden werden.

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